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Sasha Pirker, Lotte Schreiber

Exhibition Talks

Doc. expérimental | 16mm | noir et blanc | 9:0 | Autriche | 2014

Wenn, wie Walter Benjamin behauptet hat, Gebäude auf doppelte Art, durch Gebrauch und Wahrnehmung rezipiert werden, d.h. taktil und optisch, dann könnte man Sasha Pirkers und Lotte Schreibers Exhibition Talks als Versuch verstehen, diese doppelte Rezeptionsweise ein Stück weit zu entkoppeln. Während auf der Tonspur vom Gebrauch der Ausstellungsräume des Tiroler Architekturforums aut die Rede ist, von den Gegebenheiten der einzelnen Räume und den Möglichkeiten, sie für eigene Bedürfnisse zu adaptieren, liefert die Bildspur fragmentarische, statische und in Schwarzweiß gehaltene Ansichten derselben Räume, die allein schon deshalb im optischen Register verharren, weil sie über die Montage zu keinem kohärenten Raumganzen verbunden werden. Anstatt die Größe der Räume und ihre gebaute Anordnung etwa über einen Rundgang durch das Gebäude zu "erzählen", fängt die Kamera Details der Fassade und der Innenräume ein, die zum einen mit ihren klar gezogenen Linien und den vielfältigen Gelegenheiten zu Ein-, Aus- und Durchblicken von der Formensprache der klassischen Moderne zeugen, zum anderen diese Formensprache einem optischen Spiel von Licht und Schatten, von Grauwerten und Schwarzweiß aussetzen, das die drei Dimensionen des Bauwerks grafisch auflöst. Bestand die Pointe der doppelten Rezeptionsweise von Gebäuden bei Benjamin in der Übertragung auf die Wahrnehmungsbedingungen am Ort des Kinos (Zerstreuung statt Kontemplation), scheint die experimentelle Entkopplung von optischer Wahrnehmung und taktilem Gebrauch in Exhibition Talks einer anderen Logik zu folgen. Obwohl vom Bild strikt getrennt, suchen die Möglichkeiten des Gebrauchs nach Wegen ins Sichtbare. "Normalerweise ist der Eingang hier": Zu sehen ist eine Öffnung, durch die Licht auf eine Wand fällt, während der übrige Raum im Schatten versinkt. Die Öffnung ist ein Fenster, sie könnte aber auch eine Tür sein bzw. ist sie gerade im Begriff, zu einer solchen zu werden. Von solchen Übergängen handelt Exhibition Talks: vom Offenen, vom Beweglichen und Veränderlichen des gebauten Raums. (Vrääth Öhner)

Sasha Pirker was born in Vienna, Austria in 1969 and works there as an artist and filmmaker. She studied Linguistics in Vienna and Paris. From 1995-2000 she worked as a curator of contemporary architecture at the Architecture Center Vienna (Az W). Since 2006 she has been a teaching member in the Video and Videoinstallation department at the University of Fine Arts in Vienna, Austria. Her films are distributed by sixpackfilm Vienna. She had a retrospective “The Thinking Form” at the VIENNALE – International Film Festival in Vienna in 2011 and she is represented in “Breaking Ground – 60 years Experimental Cinema in Austria “, which has toured as a film programme internationally since 2012. In 2010 her film “The Future will not be Capitalist” was part of the competition Orrizonti at the 67th Film Festival in Venice, Italy (Mostra Internazionale d’Arte Cinematografica, Venice/I). Other screenings and exhibitions include: Centre Georges Pompidou “HORS PISTES 2011 – Un Autre Mouvement des Images”, the opening exhibition of 21er Haus/Belvedere Vienna “Greater Prospects”, Anthology Films Archives, New York/USA, Image Forum Festival, Tokyo/JPN, International Documentary Film Festival, London/UK, IFFR International Film Festival Rotterdam/NL, Antimatter Film Festival, Victoria, BC/CDN, Diagonale – Festival of Austrian Film, Graz/A, Istanbul International Short Film Festival, Corona Cork Film Festival/IRL, 25 FPS International Short Experimental Film and Video Festival, Zagreb/HR, VIS Vienna Independent Shorts/A (Audience Award 2008), Iowa City Documentary Film Festival, Iowa/USA, Nashville Film Festival, Tennessee/USA, Dortmund/Köln – Internationales Frauenfilmfestival/D, Cinéma du Réel, Paris/F, Transmediale, Berlin/D, Denver International Film Festival, Colorado/USA, Uppsala – International Short Film Festival/S, and Leeds – International Film Festival/UK.